Zur Ur- und Frühgeschichte von
Oberbösa
(entnommen aus dem Begleitheft zur 1200jahrfeier
des Ortes Oberbösa)
Eine Reihe von Funden menschlicher
Gebrauchsgegenstände geben Kunde von den Bewohnern unserer
Heimat aus früherer Zeit. Nur vier Kilometer sind es von
Oberbösa bis zum einstigen Rastplatz des Homo erectus, des
Urmenschen von Bilzingsleben, der dort vor 350000 Jahren lebte.
Sicherlich setzte er seinen Fuß auch auf unser Territorium. Die
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Ur- und Frühgeschichte
Oberbösa konnten sehr wesentlich zur Bergung reichen
Fundmaterials in der hiesigen Gemarkung beitragen. Dadurch
bestand die Möglichkeit, den Besiedlungsablauf unseres Ortes
fast lückenlos von der Mittel- und Jungsteinzeit, Bronze- und
Eisenzeit, bis hin zur römischen Kaiser- sowie zur Karolinerzeit
nachzuweisen. So kann man sagen, daß unser Ortsgebiet schon etwa
5000 Jahre als Siedlungsstätte dient. Den Beleg lieferten Funde
in Bonnrode, Hinter der Hardt, am Goldborn, am Rohmborn, Hinter
dem Vorwerk, am Ordensholz, auf der Trebraer Höhe, am
Bilzingslebener Weg, am Seegaer Weg und unter der Windmühle. Die
Auswertung des Materials ließ nach Verteilung und Menge die
Flurteile Rohmborn und Goldborn besonders hervortreten. Das zeigt
einmal mehr, daß das Vorhandensein einer Quelle eine
ausschlaggebende Rolle für die Wahl des Siedlungsstandortes
spielte. So befand sich die erste Besiedlung unseres Ortes bis
ins 6. Jahrhundert an der Goldbornquelle. Erst dann brachen
unsere Urahnen ihre Bauten ab und richteten Wohnstätten im
heutigen Gebiet der Wassergasse ein. Zweckmäßig ist es, an
dieser Stelle die örtliche Geschichte in Verbindung mit der
Landesgeschichte zu betrachten. Um 400 n. Chr. gingen aus
mehreren Volksstämmen wie den Hermunduren, den Angeln, den
Warnen und anderen die Thüringer hervor, die sich im 5.
Jahrhundert zu einem mächtigen Königreich zusammenschlossen. Im
Jahre 531 n. Chr. unterlagen sie den Franken, so daß Thüringen
eine fränkische Provinz wurde, zu der auch unser Ort zählte.
Die Bekehrung unserer Vorfahren zum Christentum erfolgte bereits
vor 740 n. Chr., der Kirchenpatron St. Petri läßt auf ein hohes
Alter der Kirchengemeinde schließen. Oberbösa gehörte fortan
zum Erzpriesterbann Cannawurf. War vorher die Bindung mit dem
Frankenreiche sehr locker, so gestaltete sie sich im 8.
Jahrhundert wesentlich fester. Karl der Große setzte als König
die Graugrafen ein, indes sie vorher das Volk wählte. Mit den
Ortschaften Cannawurf, Kindelbrück, Bilzingsleben, Ober- und
Niedertopfstedt, den vier Engelsdörfern, Trebra, Frömmstedt,
Herrenschwende, Nausiß, Riethgen, Griefstedt, Büchel, Etzleben,
Gorsleben, Sachsenburg, Hemleben, Schillingstedt, Beichlingen
u.a. gehörte Oberbösa zur Zeit der ersten urkundlichen
Erwähnung zum Engelingau. Zur Aufhellung der
Besiedlungsgeschichte unseres Ortes trug in besondersm Maße die
Gruppe Ur- und Frühgeschichte unter der Leitung von Otto Busch
bei. Dieser Gruppe gehörten ferner an: Hermann Günther, Paul
Haupt, Kurt Hecker, Helmut Kruhm, Fritz Lange und Richard Lang.
Richard Lang