Das Steinkreuz in Oberbösa (entnommen dem Begleitheft zur 1200jahrfeier von Oberbösa) Am Ortsausgang nach Niederbösa steht auf der linken Seite ein 98cm hohes Steinkreuz aus heimatlichen roh behauenem Kalkstein. Das Steinkreuz zeigt keinerlei Verzierungen. Außerdem fehlt ihm ein Kreuzarm, welcher schon vor langer Zeit abgebrochen sein muß, da selbst älteste Einwohner es nur so kennen. Viele Steinkreuze waren an die alten Handelswege, Heerstraßen o.a. gebunden, und sie haben ein Alter von 500 bis 800 Jahren. Unser Steinkreuz ist vermutlich ein Sühnenkreuz .da es seinen Standort seit Menschengedenken dort hat, wo einst ein Heeresweg aus Richtung Frömmstedt vorbeiführte. Das Mittelalter war ein rauflustige Zeit. Der Wein, welcher in Thüringen viel angebaut wurde, erhitzte die Köpfe mehr als heute das Bier. Auch in Oberbösa gab es den Weinanbau. Die Flurbezeichnung "Am Winsberg" zeugt noch heute davon. Da der Wein meistens sauer war, wurde er als Würzwein getrunken und wirkte so viel kräftiger. Die Messer saßen recht locker, und oft kam es zu Mord und Totschlag. Während auf Diebstahl oder Münzfälschung der Tod stand, konnte Mord mit Geld oder anderen Werten gesühnt werden. Am Tatort wurde oft ein Kreuz zur Sühne aufgestellt. Im Laufe der Zeit nahmen die Steinkreuze im Aberglauben der Menschen einen breiten Raum ein. Viele zeigten Wetzrillen und näpfchenförmige Vertiefungen auf. So auch das unsere. Das Messer oder die Waffe wetzte der Mann, damit es besondere Kraft bekomme. Die Sichel wetzte der Bauer, damit die Ernte gut hereinkomme. Wollte man Krankheiten bannen, ging man ebenfalls zum Kreuz. In die Näpfchen, welche sich auf den Kreuzarmen befanden, wurde Weihwasser gefüllt. Auch mied man zur Nachtzeit diese Stelle, da es dort "umgehen" sollte. Unser Steinkreuz wurde am 11. April 1945 durch amerikanische Panzer umgefahren, und glücklicherweise nur leicht beschädigt. Heimatfreunde stellten es später neu auf, indem sie das Steinkreuz mit einem halben Schaft ins Erdreich senkten. Als man Oberbösa 1974 an die Ringwasserleitung anschloß, wurde das Steinkreuz von Meliorationsarbeitern weggebaggert und zusammen mit dem Erdreich im 2km entfernten Niederbösaer bach abgeschüttet. Zufällig entdeckte es hier Fritz Lange aus Niederbösa und brachte es wieder an seinen alten Standort. Lange Zeit stand es hier an einem Baum gelehnt. 1983 wurde es dann durch die Initiative des damaligen Bürgermeisters Reinhöfer und das Engagement von Peter Baum neu gesetzt. Dabei wurde er von Werner Köhne unterstützt. Als Zeuge vergangener Zeiten steht das Steinkreuz wieder und gibt uns einen weiteren Anhaltspunkt über die wechselvolle Geschichte unseres 1200jährigen Ortes. Otto Busch |
Das Sühnenkreuz am Ortseingang. |